Ach Wiking … es heißt nicht umsonst *Eck*hauber

Im kürzlichen ;-) Beitrag über die Feuerwehr-Rundhauber von Wiking habe ich es schon erwähnt: Wikings Magirus-Deutz-Eckhauber der „kleinen“, eigentlich der mittleren Baureihe, also nach Vorbild der Typen Mercur und Saturn mit V6-Motoren, ist nicht gerade das Gelbe vom Ei.  Ich habe dessen offensichtliche Formfehler und die kürzlich ausgelieferte Kipper-Version mal zum Anlaß genommen, auch die Konkurrenzprodukte von Preiser und Brekina hervorzukramen und zu kucken, was die alle so taugen und was man da so machen kann.  Ein genauerer Blick auf die Konkurrenz und das natürlich folgende Gefrokel bleiben aber späteren Beiträgen vorbehalten.  Da ich den Kipper dann aus Gründen nicht gekauft habe, vertritt ihn hier das fahrwerks- und bis zur B-Säule auch karosseriegleiche Feuerwehr-Tanklöschfahrzeug TLF 16.

Feuerwehr-Eckhauber im Vergleich: links Brekina, mittig Wiking, rechts Preiser (mit Brekina-Rädern).  Man beachte vor allem die Form der Kühlergrill-Oberkanten, aber auch die Höhe der Motorhauben und die Form von Türen und vorderen Dachkanten.

Auf den ersten Blick fällt auf: Wikings Eckhaube ist einfach nicht eckig genug!  Die Oberseite von Haube und Grill ist viel zu stark gewölbt, und auch der Übergang von Haube und Seitenteilen zum Grill ist viel zu rundlich ausgefallen.  Das ist Preiser vor über 30 Jahren deutlich besser gelungen, und Brekina hat ebenfalls einen erheblich überzeugenderen Eckhauber abgeliefert.  Über die „Bachert-Kabine“ des Wiking-Modells habe ich mich ja schon in zwei vorherigen Beiträgen ausgelassen.

Die TLF von Wiking (links/vorn) und Preiser im Vergleich. Man beachte die Unterschiede bei Grill- und Haubenform, Haubenhöhe, Kotflügelform und Kabine: das sollte eigentlich alles genau gleich aussehen, und zwar so wie bei Preiser …

Sowohl Preiser als auch Brekina haben sich übrigens die Allrad-Version als Vorbild erwählt, neben der Höhe und den anderen Kotflügeln auf den zweiten Blick zu erkennen an dem größeren Abstand zwischen Kotflügel-Oberkante und Hauben-Unterkante (das ist die horizontale Linie mit den drei Gummiknebeln).  Wiking hingegen hat ursprünglich für die LKW, das Feuerwehr-LF 16 und die Drehleiter, theoretisch erfreulicherweise, die niedrigere Version mit Straßenantrieb gebaut, mitsamt den passenden Kotflügeln – und setzt diese aber beim TLF 16 und dem neuen Kipper nun fröhlich auch auf Allradfahrgestelle!

Das muß einen jetzt nicht unbedingt ärgern, denn die Straßenversionen von Wiking sind deswegen nicht besser, nur weniger falsch – Grill, Haube und Kabine waren ja bei beiden Vorbildern gleich und sind deswegen von Wiking auch für beide gleich mißlungen, da kommt’s auf falsche Allradler eigentlich auch nicht mehr an.  Trotzdem typisch – beim Rundhauber ist das ja vorbildgerecht, da waren Allrad- und Straßenwagen bis auf die Höhe über der Straße optisch gleich, und weiter hat man dann offensichtlich nicht mehr geforscht.  Das könnte man vielleicht tatsächlich noch als Kompromiß verkraften, aber die Formfehler bei der Kabine und vor allem der „Rundeckhaube“ sind völlig unnötig, unverständlich und inakzeptabel.  Oder mit anderen Worten: Das Modell paßt hervorragend ins Wiking-Programm ;-)

Und so ist er dann entstanden, der Auslöser dieses Beitrags in voller „Schönheit“, die Wiking-Nichtmesseneuheit von 2021:

Der Eckhauber-Kipper von Wiking (Werkfoto). Und nein, den kauf ich mir ganz bestimmt nicht, nur um hier ein eigenes Bild einstellen zu können!

Meine bei ihrer Ankündigung voreilig wie unwissend geäußerte Vorfreude auf die Wiking-Kipperchen muß ich jetzt, mit mehr Ahnung vom Vorbild, stark relativieren, denn genauer besehen stimmt an denen eigentlich nichts:

  • Der Eckhauber-Kipper hat, genau wie das Feuerwehr-TLF 16, Haube und Kotflügel für Straßenantrieb, aber ein Allradfahrgestell, dazu noch die oben genannten Formfehler bei der Haube, eine „Bachert-Kabine“ und zu allem Überfluß dem Werksfoto nach zu urteilen eine Pritsche mit viel zu massiven Bordwänden und spielzeughafter Lagerung der Kippbrücke.
  • Der Rundhauber-Kipper ist vorn zwar hübscher, aber leider ebenfalls ein Allradwagen und damit zumindest sehr exotisch, denn Allrad-Rundhauber gab es fast nur bei der Feuerwehr – für den harten Baustelleneinsatz hatte sich die Rundhaube als ungeeignet erwiesen, weil sie sich bei starker Verwindung verzog oder aufsprang.  Ab der Spritzwand nach hinten ist der Wiking-Rundhauber-Kipper dann natürlich baugleich mit dem Eckhauber, erbt also auch alle seine Fehler und Unschönheiten.

Natürlich könnte man diese falschen Wiking-Allradler einfach tieferlegen, um Versionen mit Straßenantrieb zu bauen.  Soo toll detailliert sind die Wiking-Fahrgestelle jetzt auch nicht, daß man da groß bang sein müßte, das zurechtzupfuschen.  Aber ganz ehrlich?  Die Qualitäten der Modelle rechtfertigen ihre Anschaffung als Umbau-Basis meines Erachtens nicht.  Wenn sie in ein paar Jahren als Frokelrohstoff für’n Heiermann aus der elektrischen Bucht zu fischen sind wie heute die Feuerwehren und die Lastwagen mit Straßenantrieb, mag das anders aussehen.

Und, wie kommt man jetzt an vernünftige V6-Eckhauber mit Straßenantrieb?  Da müssen wir dann wohl, wie immer, selber was frokeln.  Diesseits der raren Preiser-Drehleiter oder einer größeren Feil- und Spachtelorgie seh ich da eigentlich nur die Möglichkeit, aus den dafür wie erwähnt sehr erfreulichen Wiking-Kotflügeln und der Preiser- oder Brekina-Haube und ggf. -Hütte was zusammenzukomponieren.  Mehr darüber, wenn ich es versucht habe; das abgebildete TLF ruft ja schon sehr deutlich „los, zerleg mich – du willst es doch auch!“. ;-)  Daraus freilich wird dann wohl erstmal ein Bachert-Eckhauber-TLF mit Allradantrieb werden.  Demnächst also mehr zum Thema!

Und das ist dann auch meine „Ausrede“ für den Kauf der Wiking-Modelle: was will man machen, wenn man ihre Kotflügel für den Bau „richtiger“ Straßen-Eckhauber benötigt?  ;-)

Es ist natürlich trotz allem schön, daß es von Wiking erstmals in der Firmengeschichte (!) komplette „klassische“ Löschzüge einfach so zu kaufen gibt: Tanklöschfahrzeug TLF 16, Löschgruppenfahrzeug LF 16 und Drehleiter DL 25. In folgenden Artikeln werden wir aus denen und auch aus den entsprechenden Rundhaubern dann mal so nach und nach vorbildentsprechende Modelle frokeln – nicht nur nach Bachert-Vorbildern :-)

Fazit: Eigentlich sollte das hier ja aber eine Modellbesprechung der neuen Wiking-Kipper werden.  Die fällt, es klang oben schon an, leider mal wieder deutlich negativer aus als die Begeisterung bei ihrer Ankündigung.  Selbst wenn man über die zahlreichen Formfehler bei Kabine und Eckhaube und die einfache Machart des neuen Kippaufbaus bereit ist hinwegzusehen, bleiben die Kompromisse bei der Umsetzung der neuen Magirus-Deutz-Haubenkipper ärgerlich.

Wiking wäre besser beraten gewesen, hätten sie die Kipperchen (und meinetwegen auch schon das TLF) mit Straßenantrieb nachgebildet.  Dann wären nämlich beide Kippervarianten, Eck- und Rundhauber, richtig und typisch gewesen statt falsch bzw. exotisch!  Und außerdem gibt bzw. gab es Allradkipper ja bereits: den langen Eckhauber, wie im ersten Bild zu sehen, von Brekina, und mit kurzem Radstand beide – Eck- und den exotischen Rundhauber – von Preiser.  Da wären kurze Straßenkipper von Wiking doch eine schöne Ergänzung gewesen, erst recht wenn man die Einzelkabine nicht verhauen hätte.  Schließlich wußte man bei Wiking schon mal, wie ein Magirus-Fahrerhaus aussieht: ich empfehle da einen Blick auf den Uranus-Feuerwehrkran KW 15 …  So aber sind die mit großem Trara angekündigten Magirus-Deutz-Haubenkipperchen von Wiking weder Fisch noch Fleisch und riechen außerdem, obwohl noch beinahe fangfrisch, schon ziemlich streng.

Schade.  Es hätte so schön sein können.  So aber müssen wir uns es, wie immer, erstmal schönfrokeln.

Supermodell of 1982

1982!  Der absolute Wahnsinn, was Roco da abgeliefert hat.  Sogar so gut, dass das Modell bis heute, nach Verschlimmbesserung, mehr oder weniger unverändert hergestellt wird.  Jetzt wird’s ketzerisch, ich würde sagen: bis heute das beste Großserienmodell dieser vielgebauten deutschen Dampflok. Ein Traum von Supermodell mit vielen extra angesetzten Einzelteilen.

Okay ich kaufe zwei vieren und löse auf … weiterlesen Supermodell of 1982

Bachert mal wieder

Ich habe mich ja neulich über Wikings Magirus-Deutz-Hauberkabinen ausgelassen.  Kurzform: als Einzelkabine falsch, aber die „Doppelkabinen“ (Staffel- und Gruppenkabinen) der Feuerwehrwagen sind brauchbar, wenn man sich passende Vorbilder sucht.  Und so sind denn inzwischen auch die beiden interessanten Versionen, das Löschgruppenfahrzeug LF 16 und das Tanklöschfahrzeug TLF 16, hier als Rundhauber eingetrudelt und machen einen durchaus netten Eindruck:

Wiking-Rundhauber-LF und -TLF, wie sie aus der Schachtel kommen. Naja, fast: die gruseligen Wiking-Einheitsräder mußten schon fürs allererste Foto nicht perfekten, aber schöneren weichen: beim LF mit Straßenantrieb denen von Preiser, beim Allrad-TLF solchen von Brekina.

Nur leider sind beide Modelle, so wie sie da stehen, vorbildfrei. weiterlesen Bachert mal wieder

Büssing-NAG 500 als KS 25 von „Best of Show“

Büssing-Feuerwehrfahrzeuge sind Raritäten, im Vorbild und im Modell.  Wegen des Ersteren wären sie im Zweiteren eigentlich vollständig verzichtbar, aber ich habe nun mal eine Schwäche für beides, Büssing und Feuerwehr, und kann deswegen der Kombination selten widerstehen.  Trotz erheblicher Zweifel so auch diesesmal nicht, als „Best of Show“, im Folgenden BoS, eine KS 25 auf Büssing-NAG 500 ankündigte.

Von einigen kleinserienbedingten Stirnrunzeligkeiten, auf die ich noch eingehen werde, sieht das doch eigentlich gar nicht so schlecht aus.  An der Detaillierung wäre zu arbeiten, aber das coole Vorbild lohnt den Aufwand.  Kann man schon mal kaufen, dachte ich mir so.  Und tat.  Heute ergeht nun mein Rat an die Leserschaft:

MACHT! DAS! NICHT!

Warum?  Die Antwort wird ein längerer Rant.

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Mercedes LP(S) 333 oder Wikings Ehrenrettung

Häufig werden Wikings rundliche Mercedes-LP-Kabinen der schweren Baureihe von Modellbauern mit Unverständnis und Verachtung gestraft. Zu groß sind die formalen Unterschiede zu den allgemein als “richtig” erachteten Kabinen z.B. der Brekina LP 333 und 334. Hier ist beispielhaft eine entsprechende Modellkritik zu finden.

Vorn Wikings LPS 333, dahinter der LP 333 von Brekina.
Bild: © Friedrich Auffenberg

In diesem Beitrag möchte ich zeigen, daß diese Kritik “zu kurz gesprungen” ist: zuerst mit Vorbildfotos, dann mit einem genaueren Blick auf die Modelle und abschließend mit einem Maßvergleich.  weiterlesen Mercedes LP(S) 333 oder Wikings Ehrenrettung

Alle mal die Luft anhalten

Nein, die Überschrift ist nicht im übertragenen Sinne gemeint, streitet ruhig weiter ;-)  Aber beim Anblick dieses Modellchens hier hat es mir dann doch spontan den Atem verschlagen:

Es handelt sich um einen 3D-Druck des Westfalia-Gepäckanhängers Typ Wolfsburg, wie er in den 50er Jahren hergestellt wurde.  Zielgruppe waren natürlich vorwiegend Volkswagenfahrer.  weiterlesen Alle mal die Luft anhalten

Mehr Müll wagen!

Da habe ich ja wieder was angerichtet mit der Müllwagensache neulich — vor allem in meinem Hirn. Denn natürlich arbeitet sowas weiter da drin, und irgendwann stellte sich mir die Frage, ob der alte Müllwagen von Wiking — der hier …

“Alter Müllwagen” von Wiking, hier bereits mit der verglasten Magirus-Kabine. Raus kam er so ca. ’56 noch als Unverglaster; es gab ihn aber auch mit zwei verschiedenen Mercedes-Kabinen

… denn nun frei erfunden sei oder was? Da ist man sich bei Wiking ja nie so ganz hundertprozentig sicher …  weiterlesen Mehr Müll wagen!

Die Bachert-Einzelkabine

Vor einem guten Jahrzehnt hat Wiking neue Formen für Magirus-Haubenwagen der leichten Baureihe (3500, 4500, Saturn, Mercur, Sirius etc.) gebaut.  Das ist grundsätzlich eine erfreuliche Entscheidung.  Leider war man aber schlecht beraten, was die Kabinenform angeht.

Links das zeitgenössische Wiking-Modell, rechts die moderne Interpretation. Wir erkennen: die neue Kabine ist viel zu breit und zu eckig (und hat aber wunderbar klare Fenster!).
Foto mit freundlicher Genehmigung von “U 406er”

Wie das kam, ist ausnahmsweise mal gut nachvollziehbar.  Das, und was man da frokeln kann, sei deswegen in diesem Beitrag beschrieben.  weiterlesen Die Bachert-Einzelkabine

Ungezieferwarnung

Hach ja. Busch hat einen komplett neuen Brezel- und Ovalkäfer gemacht. Das war dringend nötig, wenn man sich das alte Busch-ex-Praliné-Modell ankuckt, und ja, ich war hoffnungsfroh, was bei mir altersstarrsinnigem Pessimisten ja einiges heißen will.

Und deswegen gab es angesichts der CAD-Vorschauen und ersten Mustermodelle auch hier keinen Verriß. Vielleicht korrigieren sie ja die Fehler noch. Kann doch sein. So ein wichtiges Modell werden die doch nicht versemmeln.

Ja. Arschlecken.

Sorry, aber freundlicher kann ich es nicht formulieren: Dieses Modell ist Grütze. Besser detailliert und dekoriert, ja, aber formal eher schlechter als das alte Wiking-Modell des Brezelkäfers. Von 1986Von fucking 1986!

Sorry. Geht gleich wieder.

Oben Busch, unten Wiking.

Auf den ersten Blick sieht der Buschkäfer natürlich besser aus als der von Wiking. Fein bedruckt, schicker Chrom, zwar keine zweifarbigen aber immerhin wagenfarbige Felgen, sicher auch ein schönerer Innenraum als der wikingsche. Keine Frage. Aber wenn man genauer hinkuckt, fallen einem am Buschkäfer viele unschöne Details auf. Zu denen gleich, aber erstmal zum wichtigsten Merkmal überhaupt:

Die. Seitenfenster. Sind. Schon. Wieder. Zu. Groß.

Echt. Ich fasse es nicht. Wozu rede ich mir denn jahrzehntelang den Mund fusselich, wenn jeder einzelne verfluchte Hersteller wieder und wieder und wieder denselben Fehler macht? Ist heute Murmeltiertag oder was? Zum Mitmeißeln: Käfer bis 1964 hatten kleinere Seitenscheiben als Käfer ab 1965. Da, kuck:

Rechts ein Dickholmer (also Soll), links angeschnitten ein Dünnholmer (also so wie die H0-Modelle).

Ja, auf dem Bild ist kein Brezelkäfer, danke für die Aufmerksamkeit. Für die Seitenfenster macht das aber genau keinen Unterschied. So wie am rechten hätten die Modelle aussehen sollen. So wie am linken sehen sie aus.

Und damit wäre der Buschkäfer an sich auch schon erledigt, denn ein Modell mit so einem Fehler, aus brandneuen Formen, zu Preisen auf Starmada-Niveau (vor der momentanen Ramschphase wohlgemerkt) — wer das kauft, ist echt selber schuld. Aber wo ich gerade so schön in Fahrt bin, rante ich gleich noch ein bißchen weiter, denn nein, das war nicht das einzige Problem. Die Aussage “schlechter als das Wiking-Modell” war schon bewußt so gewählt oben. Zur Erinnerung nochmal das Vorbild? Gern:

So sieht ein alter Käfer von vorne aus. Von 1938 bis 1967.

So. Und hier Buschs Interpretation

“Aber Volkswagen, warum hast du denn so große Augen?” — “Hau ab, ich bin am Kacken!”

Da ist beim Vorbild jede Menge mehr Luft zwischen Stoßstange und Scheinwerfer. Bei Busch liegt die Oberkante des Stoßstangenhorns, wie das erste Bild noch deutlicher zeigt, höher als die Scheinwerferunterkante! Aber die Position der Scheinwerferoberkante haut hin, und die der Stoßstange auch. Was bitte ist da passiert, Busch? Habt Ihr den Scheinwerferdurchmesser an der Außenkante Chromring gemessen und dann das Maß für den Durchmesser der Streuscheibe so groß gemacht (und dazu noch den Chromring zu breit) oder was? Irgendwer gehört für diesen Fehler fürchterlich aufs Maul gehauen. Die deutlich sichtbare Formtrennkante ist da nur noch eine zusätzliche Beleidigung.

Genauso schlimm verkorkst: Felge und Radkappe. Hier stimmt formal nichts. Gut, Wikings Räder sind viel zu breit, aber Form und Durchmesser mögen für die 16″-Felgen des Wiking-Vorbilds gut hinkommen. Vernünftige 15″-VW-Räder gibt es bei Brekina, übrigens. Diese Buschdinger hingegen sind alles, aber nicht VW.

Busch von hinten: Ovali und Brezel. Leider beide falsch.

Am Heck fallen zunächst die fehlenden Auspuffendrohre auf. Beim Brezel, und auch bei der ersten Generation Ovali 1953-54, gehört da eh nur eins dran, und das hat Wiking auch richtig zumindest angedeutet. Bei Busch: Völlige Abwesenheit. Über die zu grobe Struktur der Kühlluftschlitz-“Orgelpfeifen” sehe ich mal gnädig hinweg, das hat noch keiner richtig hinbekommen, wahrscheinlich geht es in Spritzguß auch gar nicht.

Was nur Käferkenner sehen, ist aber der Baujahresmix. Klar, wenn man Brezel und Ovali aus derselben Form bauen will? Mitnichten: 52er Brezel und 53/54er Ovalis sahen bis auf die Heckscheibe(n) genau gleich aus. Nur halt nicht wie die Busch-Modelle. Zum einen hatten sie die berühmten “Herzchen”-Rückleuchten mit dem Extrafenster fürs Bremslicht (ein Bild davon kommt unten). Zum zweiten gehören die viel weiter unten an die Kotflügel — und auch die sämtlich herzlosen kleineren, vorherigen Brezel- wie größeren, späteren Ovali-Rückleuchten. Die einzigen Käfer, für die die Rücklichtposition in etwa hinkommen mag, sind noch spätere Dickholmer wie im ersten Vorbildfoto oben, wenn sie mit den sogenannten Export-Bügelstoßstangen ausgestattet sind.

Quasi als Ausgleich für die zu neuen Rückleuchten, zumindest für den Brezel, hat die Motorhaube eine Kennzeichenprägung. Das gab es beim Vorbild auch — bis 1948. “Aber Ermel, das soll keine Prägung sein, sondern ein Kennzeichen!” Ah, achso. Warum ist dann vorne keins?

Nee, Busch, tut mir vermutlich mehr leid als Euch, denn natürlich werden die Leute Eure Käfer trotzdem kaufen, aber das war ein Satz mit X. Wieder einmal wurde ein Käfer-Großserienmodell mit Anlauf vor den Ofen gesetzt, in einer Zeit, wo es dank Foren, Käferclubs und einem Internet, in dem es fast so viele Käfer- wie Katzenbilder geben dürfte, auch bei wohlwollendster Betrachtung nicht mal den Hauch einer Ahnung für eine valide Ausrede dafür mehr gibt. Null Punkte, aber nur, weil ich keine negativen vergeben kann.

Das kann doch nicht so schwer sein?

Seufz.

Nachtrag, Mai 2021: Mittlerweile haben meine beiden “Belegexemplare” auch den Weg zu mir und ihre Fotos den Weg in diesen Artikel gefunden, und ich habe diesem Artikel nichts hinzuzufügen außer ein wenig Lob fürs stark stilisierte, aber immerhin als solches vom Ovali bzw. Zwitter zu erkennende Armaturenbrett.  Das Gesamturteil bleibt: Ein Modell, das die Welt nicht braucht und das mich dann wohl den Rest meines Lebens ärgern wird, wenn es irgendwo auf Anlagen und Fremodulen herumsteht.  Genau wie alle anderen Käfermodelle vor ihm.  :-(

Was jetzt mit meinen passiert?  Erstmal nix.  Vielleicht brauch ich ja irgendwann mal die Scheinwerfer oder die Felgen …

VTG: Vernünftig, Teuer, Geil

Es gab ja lange Zeit, wenn’s um zweiachsige Leichtbaukesselwagen der Kriegsjahre ging, nur den Klein-Modellbahn-Wagen, schön einmal mit durchgehendem Rahmen als “Bauart Uerdingen” und einmal wie im Bild mit freitragendem Kessel als “Bauart Deutz”. Alles fein, alles gut.

Klein Modellbahns Pseudodeutz* als VTG-DEA. Schön isser ja, aber halt falsch. Entsorgen aber nicht nötig, siehe weiter unten.

* Hey, Pseudokrupp gibt’s doch auch (von Brawa ;-)

Alles falsch.  Das gezeigte Modell ist weder ein Deutz noch die Variante mit durchgehendem Rahmen ein Uerdinger.  Trotzdem kann man da noch was Sinnvolles draus bauen.  Aber erstmal möchte ich Euch zwei der aktuellen Modelle dieser Wagenbauarten vorstellen — und ihren Vorläufer als Zugabe gleich mit.

Vernünftig: 22 m³ (geschweißt) von Brawa

Brawas geschweißter Kesselwagen: immer noch eins der besten H0-Modelle überhaupt!

Den kennt Ihr schon.  Also jetzt nicht von dieser Website, wir sind ja meistens etwas langsamer *hust*, aber das Modell gibt es schon ein paar Jährchen, und es ist immer noch genauso toll wie damals.  Mittlerweile ist es aber auch öfter mal billig — der VTG-Wagen im Bild hat keine 20 € gekostet, neu im Angebot beim Händler übern Tresen, nix Versand!  Und spätestens dafür, aber eigentlich auch zu den vergleichsweise moderaten Straßenpreisen von meist unter 30 €, ist das eine sehr vernünftige Anschaffung.

Es gibt dann übrigens auch noch geschweißte Kesselwagen dieser Bauartfamilie bei Liliput, erfreulicherweise aber andere Vorbildvarianten als den Brawa-Wagen: Kessel mit 20 m³ und 26,7 m³ Inhalt (letzterer war übrigens der häufigste) und auch einen wunderschönen, beim Vorbild aber raren Dreikammerwagen.

Soviel zu den “klassischen” Vorgängern der eigentlich hier zu zeigenden Modelle, denn nun kommen wir zu den vom Vorbild her m.E. interessanteren Leichtbauwagen.  Davon gab es nämlich nicht nur zwei Sorten, eben Deutz und Uerdingen, sondern drei.  Und so geht*’s hier jetzt aus dramaturgischen Gründen auch nicht mit den Bauarten chronologisch weiter, das bleibt der endgültigen Version dieses Artikels auf der Website vorbehalten — Fortsetzung folgt.

Teuer: 24 m³ (Einheitsbauart) von Exact Train

Exact Train hat ja seinem Namen anfangs … nicht nur Ehre gemacht.  Aber ich muß anerkennen, sie haben sich gebessert.  Und da so ein Kesselwagen keine Bretterfugen hat …

Der Einheitswagen von Exact Train, wie der Chines’ ihn schuf

… hab ich an dem auch nicht viel zu meckern.  Der eine Kritikpunkt sind die Bremsfangbänder, das sind diese komischen Schlaufen unter den Bremsbacken.  Sie dienen beim Vorbild dazu, abfallende Teile davor zu bewahren, gleich Zugunglücke durch Entgleisung zu verursachen.  Das könnten sie allerdings kaum, wenn sie so weit unten hingen wie im Modell.  Also weg damit: achtmal mit der Flachzange gerupft, schon sieht’s glaubhafter aus.

Links mit Bremsfangbändern und Bremserhaus, rechts beides “zurückgebaut”.

Der entbremsfanggebänderte Wagen hat auch kein Bremserhaus mehr, und zwar aus epochalen Gründen — er soll nämlich in den 60er Jahren bei Frala leben und nicht 1955 bei Ermel wie der noch naturbelassene. Außerdem ist, wie ein Maßvergleich von Andreas B im Projekte-Lokbahnhof-Forum ergab, das “Exact”-Train-Bremserhaus eh zu hoch, da man offensichtlich den Aufwand zum Nachbau der verschieden hohen Bühnengeländer bei Wagen mit und ohne Bremserhaus scheute.  Schwacher Trost: Fralas Wagen ist also jetzt richtig, meiner nicht ;-)

Umgefrokelter Exact-Train-Wagen mit Bremserbühne

Das mit der Bremserbühne ist jetzt nix, was groß zu erklären wäre, bis auf die Kurbel aus Draht.  Bremsfangbänder haben die anderen paar hundert Wagen in meinem Bestand auch keine, und da ich die dort nicht anbringen werde, kann ich ihr Fehlen auch hier verschmerzen.

Sonst ist der Exact-Train-Wagen aber schon ein sehr erfreuliches Modell, wenn auch leider mit Listenpreis knapp 50 € eindeutig viel zu teuer.  Einer mußte trotzdem her — der Rest kommt irgendwann hoffentlich aus dem Ramsch.

Geil: 30 m³ (Bauart Deutz) von ESU/Pullman

Kesselwagen bauchfrei. Rrrrrrr! Der Deutz von ESU

Das in meinen Augen interessanteste Vorbild hier ist natürlich der Deutz mit seinem zwischen den Rahmenteilen mit den Achshaltern freitragendem Kessel.  Und wenn man das Foto mit dem Bild des KMB-Pseudodeutz vom Artikelanfang vergleicht, stellt man fest: Es reicht halt nicht, ein Stück Rahmen wegzulassen, um einen Deutzkesselwagen zu bauen.  Die Rahmenenden bauen deutlich höher als bei der Einheitsbauart.  Das und auch alles andere hat ESU (die den Wagen unter der Marke Pullman vertreiben) super hingekriegt, so daß der Wagen mit Listenpreisen um 35 € durchaus nicht billig, aber noch preiswert ist — denn er ist nun mal geil!

Und was ist jetzt mit Uerdingen?

Die Uerdinger Bauart ist quasi der Vorgänger der Einheitsbauart, von dieser zu unterscheiden am deutlich flacheren Rahmen.  Hier ein Bild des seit Veröffentlichung dieses Artikels ausgelieferten Modells von Exact Train, dankenswerterweise zugeliefert von Timo:

Der 30 m³-Uerdinger von Exact Train. Im Vergleich mit dem 24 m³-Einheitswagen desselben Herstellers weiter oben erkennt man deutlich den flacheren senkrechten Teil des Langträgerblechs. Foto (und noch unbefrokeltes Modell): Timo Günther.

Als Exact Train seine Leichtbaukesselwagen angekündigt hat, hieß es, es würden beides Uerdinger werden. Diese Aussage wurde ein bißchen stirnrunzelig, als durchsickerte, daß es zwei verschiedene Kesselgrößen, 24 und 30 m³, geben werde — das gab’s nämlich beim Uerdinger Vorbild nicht.  Als dann der 24 m³-Wagen rauskam (s.o.), Erleichterung: es war ein Einheitswagen und als solcher völlig korrekt.  Wohl also die übliche Sprachverwirrung, auch Klein Modellbahn hatte ja seinen Einheitswagen (s.u.) fälschlich als Uerdinger bezeichnet.  Kämen also nun beide Einheitswagen von Exact Train.  Schön!

Und dann kam von Brawa die Ankündigung des 30 m³-Uerdingers.  Noch schöner!  Alles komplett!  Yippie!

Und dann kam das Handmusterbild des 30 m³-Wagens von Exact Train.  Und es zeigte — einen 30 m³-Uerdinger.  What the fuck?!  Die bauen tatsächlich statt zweier Varianten derselben Konstruktion, halt nur mit verschiedenen Kesseln, zwei komplett verschiedene Wagen!  Und der, den sie als zweites bauen, wird dann auch noch eine Doppelentwicklung mit einem anderen neuangekündigten Modell.

Seufz.

Meinen Erfahrungen mit Kesselwägen beider Hersteller nach wird der Uerdinger von Exact Train wohl kein Bombenerfolg werden.  Mein Favorit jedenfalls ist Brawa — nicht nur, aber auch wegen der zu erwartenden Preise.  Das auch beim Uerdinger zu hohe Bremserhaus des “Exact”-Train-Wagens ist ein weiteres Argument für Brawa.

Und wo kriegen wir jetzt 30 m³-Einheitswagen her?

Erstens mal brauchen wir die gar nicht so dringend, denn im Gegensatz zu allen gezeigten Bauarten, deren Stückzahlen im vierstelligen Bereich lagen, gab es vom großen Einheitswagen grad mal 180 Exemplare.  Und zweitens gibt’s den ja schon — siehe ganz oben, falls sich noch wer erinnert.  Klein Modellbahn hat nämlich einen für die damalige Zeit durchaus sehr ordentlichen 30 m³-Einheitswagen gebaut, nur haben sie ihn halt als Uerdinger verkauft.  Macht nix!  Und für die Handvoll Exemplare, die man davon angesichts der Vorbildstückzahl höchstens braucht, kann man ja auch mal etwas mehr Frokelarbeit investieren, um sie in die Nähe des Standes der neueren Modelle zu bringen.

Übrigens lohnt sich das Investieren der Frokelarbeit auch in die KMB-Pseudodeutzens. Denn das Stück fehlenden Rahmens da reinzuflicken, ist dann auch keine Raketentechnik mehr.  Und so wird dann am Ende doch wieder alles gut und alle glücklich.

Hach.  Ich freu mich :-)