Bereits im Oktober bekam ich auf diesen Beitrag über die Schlabonski-Anschriften zunächst einen Kommentar und dann einige Mails von Rene, der sich sehr ausführlich über die Veränderungen von Firmenanschriften, besonders auf Lastwagen, ausließ und sogar ein paar selbstgesetzte Beispiele dazu mitschickte. Das fand ich schon damals zu schade, um es in den Kommentaren bzw. meiner Inbox versauern zu lassen, deswegen häkele ich jetzt mal (mit der üblichen Verspätung) wenigstens ein Blogposting draus. Der folgende Text und alle Illustrationen sind von Rene, ich hab nur ein paar Großbuchstaben drübergestreut ;-) — Ermel
Aus meiner beruflichen Erfahrung sind mir die Probleme der Logo- und Markenzeichen-Findung vertraut.
Als Hinweis für alle Leser möchte ich folgendes bemerken:
Jede Zeit hat ihre eigene Typographie (Schrift) und grafische Eigenheiten. Firmen haben stets Anpassungen vorgenommen, um auf der Höhe der Zeit zu sein (z.B. Agfa, C&A, BASF, BMW, …). Es gibt nur wenige, die über eine lange Zeit unverändert blieben (z.B. Friedrich Schulze Mariendorf, Alfred Talke bis etwa 2000).
Dies liegt vor allem an der Methode der Erstellung von Logo und Schrift für Reklame. In den 50er und frühen 60er Jahren ist Werbung vor allem handgemacht und meist monochrom, die Schrift ist dünn und schreibschiftähnlich. Es gab den Beruf des Schriftmalers.
In den späten 60er und frühen 70er Jahren wurde die Darstellung bunter und fetter. Viel Farbe mit geometrisch konstruierter Schrift und Logos angelehnt an das Space Age.
Die 80er und frühen 90er Jahre sind verspielt, der Großformatdruck in Serie ist möglich und die Computer halten Einzug in die Grafik. Alles, was geht, wird gemacht. Logos werden überladen und Schrift erhält Schatten, Verläufe und Spiegelungen und viel viel Farbe (z.B. Atari). Oft verschwand auch die Schrift aus den Logos (z.B. Fiat).

Umgebrochen auf Modellbahn-Epochen bedeutet dies:
Epoche 3 – Grundfarbe + Highlight-Farbe, Brush Script-Schriften oder Serifen
Epoche 4 – Grundfarbe + Highlight-Farbe, serifenlose Schrift
Epoche 5 – Multicolor, Logos

Soweit Rene. Nun muß man seine Entwürfe nicht unbedingt alle schön finden; trotzdem fand ich seine Ausführungen doch interessant genug, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Auf Schlabonskis Firmendesign haben sie indessen keinen Einfluß. In den 50ern wurden normale Lastwagen eh noch nicht großflächig beschriftet, da kam der Firmenname in den Leuchtkasten über der Frontscheibe und die Adresse auf die Tür, und gut war’s. Aus dieser Zeit stammt meine Schriftart-Auswahl: Mitropa-Schrift als fette, prägnante Schrift für den Firmennamen, DIN-Engschrift für den Rest. Und seither hat eben niemand einen Grund gesehen, das oder auch die Farben zu ändern — das mag schon ungewöhnlich sein, aber es gibt ja durchaus auch solche Beispiele aus dem wahren Leben. Und so tragen eben auch 2011 noch neue taubenblaue Actrosse stolz ihre weißen SCHLABONSKI-Schriftzüge in dieser prägnanten, eckigen Mitropa-Schrift. Tut mir leid :-)