Büssing 12000: Jetzt fährt er sogar

Vor auch schon wieder ein paar Jahren hatte ich auf meine Modellbesprechung des Brekina Büssing 12000 (oder 12000 U) bei Mo87 hingewiesen — jetzt ist auch endlich mal wieder was am Modell passiert.

12000-vs-brekina-vr

Und nein, es geht hier nicht nur um ein bißchen Farbe … weiterlesen Büssing 12000: Jetzt fährt er sogar

Ab wann ist es irreführende Werbung?

Trara, trara, die Post war da und brachte unter anderem einen Bausatz eines Büssing-NAG 4500 mit Bilstein-Kran von Artmaster (bei Panzerfux nicht mehr lieferbar, aber den Pritschenwagen gibt’s noch).

An dem reizte mich vor allem die sehr schön nachgebildete Kabine (der Kran hat aber auch was, so ist das nicht).  Zumindest ist das auf dem Modellfoto im Shop und auch auf der Packung so:

buessing-4500-kran-artmaster

Leider  hält das Modell nicht, was die Verpackung verspricht.  Die Kabinenteile mal lose zusammengestellt — das Dach wollte ich nicht vom Anguß trennen, weil ich noch beinahe unschlüssig bin, den Kram zurückzuschicken:

kabinenvergleich

Die Kabine ist definitiv nicht dieselbe.  Man beachte die Proportionen des Fensters, die fehlende Zierleiste, die ausgepägten Türscharniere und vor allem die umlaufende Regenrinne am Dach.  Das sieht aber sowas von nicht nach ner Büssingkabine aus …

Ja klar, es gibt auch Nachkriegsbilder von Büssing-NAG 4500 mit so einer Kabine.  Aber das sind Ausnahmen, vermutlich handgeschnitzte Holzhütten (denn nein, die serienmäßige “Einheitskabine” aus Holz gab es bei Büssing m.W. nicht).  Auf dem Bild ist etwas zu sehen, was einer gut gemachten Serienkabine nahekommt.

Hinzu kommen die vereinfachten, zur Haube hin offenen Kriegskotflügel, was auf dem Shopfoto zugegebenermaßen nicht zu erkennen ist, und eine vordere Stoßstange aus einfachem Rohr statt der zumindest schwach erkennbaren friedensmäßigen Blechstoßstange.  Beides ist für das Vorbild nicht falsch, aber ich wollte eigentlich eine typischere Optik mit den schöneren Teilen haben …

Alles in allem ist das ungefähr so, als hätte man eine 50 mit Wannentender bestellt und eine 52 geliefert bekommen.  Panzerfux kann da ausdrücklich nix für — die nehmen die Bilder und die Bausätze halt so, wie Artmaster sie liefert.

Eine vollständige Bausatzbesprechung ist in der Mache.  Einen Baubericht wird es von diesem Modell — zumindest in der gelieferten Form — aber nicht geben.  Falls es hier überhaupt gebaut wird … da muß ich nochmal drüber schlafen.

Kann nicht bitte mal wer einen richtig guten mittelschweren Büssinghauber machen?

Nachtrag, später am selben Tag: Mittlerweile ist klar: das Modell auf dem Deckelbild ist ein komplett anderes als das Modell in der Schachtel.  Ich habe im Netz gefundene Fotos beider (als zusammengebaute Pritschenwagen), zusammen mit Bildern des kompletten Bausatzes, ins Web gestelltden hier hatte ich erwartet, diesen hier habe ich bekommen.

Und genervt und frustiert bin ich immer noch.

Das Fazit bleibt dasselbe: Ob die Modelle zurückgehen, ist noch nicht raus, und es wird dringend Zeit für ein richtiges Großserienmodell dieses wichtigen Lastwagens.

Nachtrag am 31. Juli: Mittlerweile ist beschlossen: die Modelle dürfen bleiben.  Bei Panzerfux habe ich mich trotzdem höflich beklagt und eine sehr freundliche Antwort bekommen, man werde sich diesbezüglich mit Artmaster in Verbindung setzen und bis zur Klärung auf der Shop-Seite darauf hinweisen.  Dafür schon mal ein großes Lob, und ich werde weitere Entwicklungen natürlich hier nachtragen.

Fest in der Epoche 4 verhaftet

… ist, bedauerlicherweise, Piko.  Das zumindest kann man meinen, wenn man die jüngste Variante aus Sonnenberg sieht.  Sie wurden auch auf diesem Blog schon länger ersehnt, die Schnellzugwagen der ersten 26,4-m-Generation, und zur letzten Messe wurden sie denn auch endlich angekündigt — mit falschen Bezeichnungen im Bildtext zwar und mit vermutlich gephotoshoppten Vorschaubildchen, leider auch mit gelben 1.-Klasse-Streifen, aber immerhin in Epoche 3.

Jetzt werden sie ausgeliefert.  Und sie sind chromoxidgrün bzw. kobaltblau im Falle des A4ümg.  Das sind zwar die richtigen Farben für die erste Hälfte der 60er Jahre, aber die dürften sich, wie Will Berghoff ausführt, nahezu nur auf Neubauwagen befunden haben — das sind die mit den Drehfalttüren und eben gerade nicht Pikos Vorbilder.

Da war man zu sehr in der Epoche 4 verhaftet — entweder bei den Vorbildern, die als Epoche-4-Wagen ja durchaus in den helleren Tönen lackiert waren (wenn auch vermutlich nicht alle), oder bei der Modellbau-“Philosophie”, denn in den 80er Jahren hatte sich die Erkenntnis, daß es Flaschengrün und Stahlblau viel länger zu sehen gab, als die Jahreszahlen suggerieren, ja auch noch nicht wirklich durchgesetzt.

Oder ist es wirklich, wie im von mir angestoßenen DSO-Thread zum Thema vermutet wurde, der beabsichtigte Wiedererkennungseffekt eines blauen bzw. grünen D-Zug-Wagens beim weniger vorbildorientierten Käuferkreis, den die helleren Farbtöne mehr ansprechen als das doch sehr finstere Flaschengrün/Stahlblau?

Egal was nun die Gründe sind — Unwissen, Wurschtigkeit oder andere Zielgruppe, oder auch eine Kombination aus mehreren davon: ich jedenfalls werde diese Wagen so nicht kaufen.  Dabei warte ich nicht mal auf eine Epoche-3a-Version als AB4ümg, BC4ümg und C4ümg; die waren eh noch arg selten und hatten zudem auch eine andere Kopfform als die Piko-Vorbilder, sowas brauch ich nicht.

Bei mir sollen diese Wagen mal einen typischen D-Zug der Nord-Süd-Strecke abgeben (den älteren unter den Lesern brauch ich nur einen Miba-Titel zu zitieren: “Nord-Süd-Strecke, Bf. Jossa — 1958!”, und der Speichel schießt ein), mit einem MPw4yge und einem Altbau-WR4üe ein angemessenes Anhängsel halt für die ebenso epochenfalsche 01.10 Öl.  Das braucht schon ein gutes Fuder B4ümg und zwei AB4ümg dazu.

Und nein, ich kaufe keine 40-Euro-Wagen zum Umlackieren, schon gar nicht welche mit Fensterrahmen, die teilweise ein bedruckter Teil des Wagenkastens sind.  Übers Wegluxen der 1.-Klasse-Streifen hätte ich ja noch mit mir reden lassen, aber so bleiben die 320 Euro halt erstmal hier.

Vielleicht ein andermal?  Man wird sehen.   Aber ich werfe mal sicherheitshalber und unverbindlich die Bestellnummern der Roco-Wagen gleichen Vorbilds in die Suchabo-Funktion der Elektrobucht; die sind ja auch schön, vielleicht finden sie sich ja zu erträglichen Preisen, auch wenn es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels genau 0 Treffer gehagelt hat.

Nachtrag: der AB4ümg hat die Bestellnummer 64497, die beiden verschieden genummerten B4ümg die 64498 und 64499.  Wer was anzubieten hat, der darf sich gerne melden!  Achja, und der A4ümg hat — als kleiner Service an die Leser — die 64496.

Noch ein Nachtrag: es gibt noch eine Auflage mit anderen Artikelnummern, nämlich die B4ümg 64486/64487/64488 und AB4ümg 64489.

Modell-Neuheiten-Bullshit-Bingo

neuheiten-bullshit-bingo

Quelle: DRU im Mo87-Forum, hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte verbleiben beim ursprünglichen Eigentümer.

Die Regeln dürften bekannt sein: wer in einem Thread eine Zeile, Spalte oder Diagonale komplett markiert hat, darf “Bingo” rufen (bzw. posten).  Der Unterzeichnete schlägt vor, statt “Wiking” und “Herpa” sowie der Zeiträume auch andere Angaben zuzulassen. Um beide Felder ankreuzen zu dürfen, müssen es aber auch im Thread verschiedene sein!

Und jetzt viel Spaß und Erfolg beim Bullshit-Bingo! Gelegenheit zum Spielen findet sich in den einschlägigen Foren ja genug.

Omm 37 auf Roco-Basis: Augen zu und durch

Nachdem mir das Schicksal in Form des Gebrauchtmarktes mal wieder einen Schwung der alten Roco-Billigmodelle des Omm 37 (Duisburg) in den Arbeitsvorrat gespült hatte und mir gleichzeitig mal wieder bewußt geworden war, wie verdammt häufig dieser Wagen beim Vorbild war — nämlich mal eben der häufigste O-Wagen der DB bis 1964, und zwar mit komfortablem Vorsprung, zu meinem Stichjahr 1955 etwa genauso häufig wie die beiden anderen in nennenswerter Menge vertretenen hochbordigen Bretterwand-Omm (Villach und Klagenfurt) zusammen und natürlich auch viel häufiger als der gesamte neumodische Blechwandkrempel —, fiel dann neulich endlich mal der seit Jahrzehnten überfällige Startschuß zum Umbau einer noch nicht angemessenen, aber zumindest mal den nötigsten Bedarf deckenden Serie.

omm37-kasten-gesaegt-v0

Leider habe ich allerdings das Motto aus der Überschrift, “Augen zu und durch”, mal wieder zu wörtlich genommen. Erstens bei der Beschaffung, denn wenn mir vorher aufgefallen wäre, daß der Roco-Wagen satte 2 mm zu breit ist, hätte ich vielleicht doch eher KMB-Klagenfurte umgebaut stattdessen — und zweitens dann beim Schmalersägen des ersten Wagens, denn wenn ich da vorher Vorbildfotos gekuckt, mit gewissen Leuten geredet und/oder ein bißchen im Carstens geblättert hätte, hätte ich woanders gesägt.

Der erste Wagen ist darob aber nicht verloren — wird der eben ein Nicht-Handbremswagen, denn auch das gehört zu dieser Umbauaktion: das Enthandbremsen einiger Roco-Wagen, um mit den abfallenden Teilen dann auch mal KMB-Klagenfurte mit Handbremse zu versehen.

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Freilich geht aber auch das nicht ohne eine größere Portion Frokelei ab. Das im Bild gezeigte Verlängern des zu kurz geratenen Roco-Bremserhauses ist dabei, und auch das war mir vorher so nicht bewußt, der wesentlich weniger aufwendige Part.

Mehr dann also demnächst — dies hier nur als kurze Meldung, warum der Ermel denn schon wieder auf die Fertigstellung seiner offenen Baustellen warten läßt. Man nannte mich schon damals, als die ersten dieser Duisburgs in den Bestand kamen, den “König der halbangefangenen Projekte” — und irgendwie ist es doch schön, daß es noch andere Konstanten gibt als die Abwesenheit brauchbarer käuflicher Omm 37 in unserer so schnelllebigen Zeit. ;-)

Ach, ist doch alles Österreich

Wenn man bei Ebay nach klassischen Piko-Güterwagen sucht, findet man zumindest von den begehrenswerteren Typen inzwischen nicht mehr allzuviele. Dementsprechend war dieses Angebot (trotz der werkseitig verschobenen Beschriftung) …

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… recht verlockend für 5 Euro Sofortkauf oder Preisvorschlag plus 5,50 Versand. So dachte sich auch der hier ungenannt bleibende Käufer aus des Chronisten Freundeskreis, bot 4 Euro und bekam den Zuschlag. Juchei!

So weit, so langweilig. Als das Paket kam, wurde es dann aber interessant … weiterlesen Ach, ist doch alles Österreich

Von Fensterbänken und Althippies

Es ist ja nicht so, daß Wikings Ankündigung eines T1a, also der ersten Generation des VW-Transporters aus den Jahren 1949 bis 1955, bei mir Freudentaumel ausgelöst hätte — da war ich ja von ihrem T1c, also Baujahr 1963 bis 1967, schon vorgewarnt, daß das nicht unbedingt ein Supermodell werden müsse. (Mehr zum T1c hier bei Mo87, wobei ich mit dem positiven Fazit des Autors nicht konform gehe.)

Aber es gibt ja den Brekina-T1, sowohl als T1a als auch als späten T1b (1961-63), von denen das jüngere Vorbild zwar auch das jüngere und deutlich bessere Modell, der nun immerhin auch schon im Modell 31 Jahre (!) alte T1a aber auch immer noch ganz ordentlich ist.

brekina-t1a

Auch zu dem gibt es natürlich einen Artikel bei Mo87, diesmal sogar von mir, weshalb ich mir dort auch das obige Bild ausgeborgt habe.

Trotzdem war ich als Bullifan und Epoche-3a-Modellbahner natürlich neugierig, was Wiking da nun abliefern würde nach seiner Urbulli-Ankündigung. Vorweggenommenes Fazit: Nein, ich habe mir keinen gekauft, dafür war mir das Geld selbst unter Berücksichtigung der Möglichkeit, dann einen ausführlicheren Verriß schreiben zu können, zu schade.

Deswegen hier nur diese Gegenüberstellung von Vorbild und Wiking-“Modell” aus im Netz geborgten Bildern — das Vorbildfoto ist uralt und wohlbekannt, und das Modellfoto ist nicht so toll, daß ich ihm eine nennenswerte Schöpfungshöhe zugestehe, insofern hab ich da wenig Gewissensbisse bei. Zu den bunt markierten Stellen gibt’s dann unten noch was.

wiking-t1a-kritik

Auf den ersten Blick fällt auf, daß der Wiking-T1a eine viel zu klobige Nase hat. Außerdem wirken die Scheiben und auch der ganze Wagen zu hoch und/oder zu kurz. Woran es genau liegt, kommt gleich, erstmal laßt bitte die Bilder auf Euch wirken, auch im Vergleich zum Brekina oben.

Alles in allem fühlte ich mich auf den ersten Blick an diesen Kameraden hier erinnert, was auch die Überschrift zu erklären helfen dürfte ;-)

Kommen wir aber zu den in den Vergleichsbildern markierten Details:

  • Die Frontwand steht entweder senkrecht oder nach vorn geneigt, sollte aber nach hinten geneigt sein. Das sorgt zusammen mit dem m.E. zu breiten “V” für den Eindruck der geschwollenen Nase.
  • Vor den Frontscheiben befindet sich eine vorbildwidrige Fensterbank, also ein horizontaler Absatz. Außerdem sind die Frontscheiben zuwenig zugepfeilt, stehen also in einem zu stumpfen Winkel zueinander. Dazu noch viel zu dicke Dachsäulen und zu tiefe Fensterhöhlen, und schon sieht es nach allem aus, aber nicht nach dem hier höchst filigranen Vorbild. Vielleicht sehen die Frontscheiben ja auch nur deshalb zu schmal und zu hoch aus?
  • Auch die Rückseite ist zu rundlich, was den cartoonhaften Eindruck noch verstärkt.
  • Unter den Seitentüren befindet sich ein völlig unerklärlicher hoher senkrechter Türschweller. Das Modell ist auch 1,5 mm zu hoch; was davon aufs Konto des Schwellers geht und was auf das des augenscheinlich zu hohen oberen Teils, kann ich mangels Modell nicht sagen, aber es spielt ja auch keine Rolle eigentlich.
  • Die umlaufende Regenrinne ist viel zu stark ausgeformt. Dadurch ist des Vorbilds charakteristische “fliehende Stirn”, eins der Hauptunterscheidungsmerkmale zum T1b ff. und Quelle seines Spitznamens “Glatzenbulli”, kaum noch zu erkennen.
  • Die Türgravur sollte eigentlich eine zusätzliche ums Türfenster umlaufende Fuge haben. So wie dargestellt wäre das ein VW-Kastenwagen-Coupé, wissenschon, mit rahmenlosen Türscheiben. Daß zusätzlich sowohl die Türfugen als auch die leidige Trennfuge zwischen den Karosseriehälften noch breiter sind als beim diesbezüglich schon grenzwertigen Brekina-Modell, sei nur am Rande erwähnt.
  • Das Modell muß die zu kleinen Felgen seiner jüngeren Geschwister auftragen. Beim Vorbild hatten T1a 16″-Felgen, T1b 15″, T1c 14″. Brekina hat das leider seit der Modellüberarbeitung genauso gemacht, aber die alte Version des Brekina-T1a hatte sehr schön riesige und schallplattenschmale Räder, die sehr gut zum T1a passen.
  • Edit(h) ergänzt: Irgendwie ist mir erst ein paar Tage später aufgefallen, daß an der vorderen Tür zwar im Gegensatz zum Brekina-Modell beide Türscharniere nachgebildet sind, dafür aber die vordere Türfuge unterhalb der Gürtellinie fehlt.  Was umso mehr auffällt, als daß sie oberhalb der Gürtellinie vorhanden ist, aber zu weit innen (Richtung Fahrzeugmitte) im Dachholm liegt und wie auch alle anderen Fugen grotesk überdimensioniert ist.

Alles in allem stellt sich mir dieselbe Frage, die auch beim Herpa-Magic-T1 schon aufkam: Hat der Konstrukteur dieses Modells jemals einen VW T1 länger als einige Sekunden betrachtet? Gibt es in Lüdenscheid kein Internet, keine Monitore, keine Digitalkameras?

Und nein, die Ausrede, es handle sich um die “traditionelle Formensprache” früherer Zeiten, auf die die Wiking-Sammler ja mit sofortigem vermehrten Speichelfluß reagieren, kann ich nicht gelten lassen, denn diese traditionellen T1-Modelle, egal ob unverglast oder verglast, sahen sehr deutlich anders aus als diese Neukonstruktion. Und sie waren auch näher am Vorbild — im Falle des unverglasten allerdings nicht an dem des realen Wagens, sondern an dem seiner zeitgenössischen Werbung.

Naja. Wenigstens ist Wiking als anerkannter Doppelentwicklungs-Weltmeister ja vom Vorwurfe befreit, interessante Vorbilder für fähigere Hersteller zu “verbrennen” … ;-)

Pessimistische Prognosen

Nun, wo sich das Jahr gen Ende neigt und die Messe in Nürnberg schon bald beginnen wird, in Form vorabveröffentlichter PDFfe und hochglanzbedruckten Papiers Jubelmeldungen und verfrühte Diskussionen um die Qualitäten des Dargestellten zu generieren, gestattet mir bitte meine üblichen Prognosen. {Ihre Richtigkeit (oder auch nicht) trage ich bei Bekanntwerden in dieser Schrift nach. Am Ende wird man dann sehen, ob das Rot (ich hatte leider recht) oder das Grün (ich war zu pessimistisch) überwiegt.}

  • Wieder wird niemand eins der drei am schmerzlichsten fehlenden Autos der 50er Jahre — VW 1200, Mercedes-Benz 170 V, Borgward Hansa 1500/1800 — als zeitgemäße Neukonstruktion bringen. {So ist es.}
  • Und auch Büssing-Lastwagen dieser Epoche, ob mittelschwere Haubenwagen 4500..7500, leichte Unterflurwagen 4000..4500 U oder schwere Unterflurwagen 7500 U bzw. LU 7/LU 11, werden uns auch weiterhin abgehen. {Die genannten Typen glänzen mit Abwesenheit. Aber Brekina bringt immerhin den 12000er nun auch als Bus, aber dazu s.u. nochmal.}
  • Außer den aus mehreren Gründen unbefriedigenden Modellen von “Exact”-Train wird es weder vom Gms 30 (Oppeln) mit Handbremse noch vom Omm 37 (Duisburg) oder Omm 34 (Klagenfurt) neue Modelle geben. {Doch, der Handbrems-Oppeln kommt von Brawa. Doch schon. Vom Klagenfurt/Duisburg jedoch keine Spur.}
  • Auch in diesem Jahr wird Preiser vielleicht einen formneuen, aber ganz sicher keine Wiederauflage eines seit Jahrzehnten vergriffenen Last- oder Feuerwehrwagen-Bausatzes vorstellen.  Und ausliefern werden sie keines der im letzten Jahrzehnt angekündigten und bisher noch nicht gelieferten Automodelle. {Preiser kündigt gar keine Autos an, und auch sonst nichts aus der Epoche 3.}
  • Falls Brawa oder Fleischmann neue preußische Fernbahn-Abteilwagen bringen sollten, werden es auch weiterhin solche Vorbilder sein, die es von Roco schon seit Jahrzehnten gibt, keinesfalls aber gemischtklassige etwa oder solche der frühen Bauformen mit mehreren Aborten auf einer Seite. {Trifft zu: es gibt gleich gar keine.}
  • Auch zu dieser Messe wird Auhagen keine neuen Bauteile des famosen Fabrikbaukastens vorstellen. {Da lag ich erfreulicherweise voll daneben, sehr schön!}
  • Neue PKW älterer Vorbilder von Herpa werden nur dann was taugen, wenn sie nach Ost-Vorbildern gestaltet sind; bei Brekina ist es umgekehrt, da wird man wenn, dann nur West-Vorbilder brauchbar hinkriegen. Was beide freilich nicht davon abhalten wird, sich an dem, was sie erwiesenermaßen nicht (mehr) können, zu versuchen. {Brekina kündigt vorsichtshalber schon gar keine Ost-PKW mehr an.}
  • Fleischmann wird sich auch weiterhin beharrlich weigern, seinem typisch DR-Ost-mäßig verstrebten Pwg pr 14 ein entsprechendes West-Modell oder gar einen Pwg pr 12 als Formvariante zur Seite zu stellen. {Trifft leider zu.} {Der Pwg 14 mit A-Streben kommt aber von Brawa.}
  • Das Wiking-Neuheitenprogramm wird auch im kommenden Jahr zu mindestens 60% aus Doppelentwicklungen bestehen. {Das war noch zu optimistisch!}
  • Neu vorgestellte schwere Transporter oder leichte LKW von Brekina werden genau wie neue Wiking-PKW auch weiterhin viel zu kleine Felgendurchmesser haben. {Bei Brekina ist dazu keine Aussage möglich, da keine neuentwickelten Fahrgestelle dabei.} Neue Wiking-LKW älterer Vorbilder hingegen werden wie schon seit den 60er Jahren die unseligen Einheitsräder tragen. {Da kommen bis jetzt nur Magirus-Varianten, bei denen das natürlich zutrifft.}
  • Auf alle neuen Lastwagen der 50er Jahre wird mindestens eins der folgenden Attribute zutreffen: 1. ausländisches Vorbild, 2. schwerste Baureihe ihres jeweiligen Herstellers, 3. untypische Chassis-, Kabinen- oder Aufbauvariante. {Trifft beim Brekina-Büssing 12000T, Modell eines Einzelstücks aus einer “Serie” von acht Wagen in sechs Varianten, definitiv zu — außer daß es ein Bus ist und kein Lastwagen. Weiterer Zu-Treffer, allerdings aus den 60ern: Scania LB 76 von VK, überdies eine Doppelentwicklung.}
  • Niemand hat die Absicht, gute Fertigmodelle typischer Kräder der 50er Jahre zu bauen. {Bei Roco kommt immerhin eine Puch SG 250 mit Paket-Seitenwagen der österreichischen Post, das war’s dann aber auch.}

Soweit meine Glaskugel.  Daß ich mich arg freuen würde, ausnahmsweise mal danebenzuliegen, muß ich glaube ich nicht extra erwähnen …

Fraktur ist Glückssache

Nein, natürlich ist Fraktur bzw. ihr korrekter Satz keine Glückssache.  Aber man könnte es meinen, wenn man die Regeln dafür kennt und dann offenen Auges durch die Welt läuft.

Die einfachste und zugleich wichtigste Regel des Fraktursatzes lautet: Am Wortanfang, außer bei Großschreibung, und im Wort wird aus dem „runden“ s, das wir heute als das normale empfinden, ein „langes“ s.  Das sieht dann so aus (oben falsch, unten richtig):

transportgesellschaft-fraktur

Man sehe aber bitte genauer hin: außer den langen s unterscheiden sich die beiden Wörter auch durch einige Ligaturen.  Das sind zusammengegossene Buchstaben, oben im Beispiel ll, sch und ft. Und das muß auch so sein! Ligaturen wurden immer verwendet, wenn es sie gab.  Damals haben Laien keine Schriften gesetzt, und die Profis kannten die Regeln.

Sehr schöne Frakturschriften mit allen nötigen Ligaturen, aber auch Antiquaschriften mit langem s und viele andere schöne Fonts findet man z.B. bei CAT-Fonts.

Der eigentliche Auslöser für diesen Artikel war aber ein anderer.  Die einfachste Regel von oben hat nämlich noch einen zweiten Teil: am Wortende und auch am Silbenende wird nämlich ein rundes s gesetzt! Das erklärt auch das runde s in „Transport“, für die, die es oben schon gemerkt haben.  Für irgendwas muß ‚s‘ ja gut sein :-)

So.  Und jetzt seht Euch mal diese Tür des Märklin-Büssing 650 an:

buessing-650-maeh-berufffeuerwehr

Einmal mit Profis …

Okay.  Eigentlich ist es mir egal, denn die Lackierung, die ja eher an eine Tauchlackierung erinnert, kommt eh runter — in der Hoffnung, daß darunter etwas weniger seifenschnitzereimäßige Gravuren versteckt sind.  Aber trotzdem finde ich diesen Fauxpas zu etwa gleichen Teilen amüsant und peinlich für den Hersteller.

Mehr zum Büssing 650 von Märklin dann demnächst …

Nachtrag: Und natürlich hatte ich mir in diesem Artikel gleich einen genauso amüsant-peinlichen Schnitzer geleistet und „Transportgesellschaft“ komplett mit langen s gesetzt.  Danke an den aufmerksamen Kommentarschreiber „svenman“ fürs prompte Aufdecken meiner Missetat, ich gelobe feierlich Besserung!

That’s the way I Leig it

Na komm, ich hab mir drüben auf der Website jedes Leig-Wortspiel verkniffen, hier im Blog darf ich dann doch mal?  Jedenfalls gibt’s drüben eine neue Übersichtsseite zu den diversen Leig-Einheiten, die hier mehr oder weniger im Entstehen begriffen sind, bei der Gelegenheit mit schickem Literaturverzeichnis und so, alles ganz schnieke.  Schnieker jedenfalls als die schon oft belamentierte Situation bei den Käfermodellen, deren Modellkritik jetzt aber immerhin schon mal Vorbildfotos und ein paar neue Erkenntnisse aufweist.

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Viel Spaß damit wünscht: Ermel.