Nein, natürlich ist Fraktur bzw. ihr korrekter Satz keine Glückssache. Aber man könnte es meinen, wenn man die Regeln dafür kennt und dann offenen Auges durch die Welt läuft.
Die einfachste und zugleich wichtigste Regel des Fraktursatzes lautet: Am Wortanfang, außer bei Großschreibung, und im Wort wird aus dem „runden“ s, das wir heute als das normale empfinden, ein „langes“ s. Das sieht dann so aus (oben falsch, unten richtig):

Man sehe aber bitte genauer hin: außer den langen s unterscheiden sich die beiden Wörter auch durch einige Ligaturen. Das sind zusammengegossene Buchstaben, oben im Beispiel ll, sch und ft. Und das muß auch so sein! Ligaturen wurden immer verwendet, wenn es sie gab. Damals haben Laien keine Schriften gesetzt, und die Profis kannten die Regeln.
Sehr schöne Frakturschriften mit allen nötigen Ligaturen, aber auch Antiquaschriften mit langem s und viele andere schöne Fonts findet man z.B. bei CAT-Fonts.
Der eigentliche Auslöser für diesen Artikel war aber ein anderer. Die einfachste Regel von oben hat nämlich noch einen zweiten Teil: am Wortende und auch am Silbenende wird nämlich ein rundes s gesetzt! Das erklärt auch das runde s in „Transport“, für die, die es oben schon gemerkt haben. Für irgendwas muß ‚s‘ ja gut sein :-)
So. Und jetzt seht Euch mal diese Tür des Märklin-Büssing 650 an:

Einmal mit Profis …
Okay. Eigentlich ist es mir egal, denn die Lackierung, die ja eher an eine Tauchlackierung erinnert, kommt eh runter — in der Hoffnung, daß darunter etwas weniger seifenschnitzereimäßige Gravuren versteckt sind. Aber trotzdem finde ich diesen Fauxpas zu etwa gleichen Teilen amüsant und peinlich für den Hersteller.
Mehr zum Büssing 650 von Märklin dann demnächst …
Nachtrag: Und natürlich hatte ich mir in diesem Artikel gleich einen genauso amüsant-peinlichen Schnitzer geleistet und „Transportgesellschaft“ komplett mit langen s gesetzt. Danke an den aufmerksamen Kommentarschreiber „svenman“ fürs prompte Aufdecken meiner Missetat, ich gelobe feierlich Besserung!