Ich habe mich ja neulich über Wikings Magirus-Deutz-Hauberkabinen ausgelassen. Kurzform: als Einzelkabine falsch, aber die „Doppelkabinen“ (Staffel- und Gruppenkabinen) der Feuerwehrwagen sind brauchbar, wenn man sich passende Vorbilder sucht. Und so sind denn inzwischen auch die beiden interessanten Versionen, das Löschgruppenfahrzeug LF 16 und das Tanklöschfahrzeug TLF 16, hier als Rundhauber eingetrudelt und machen einen durchaus netten Eindruck:

Nur leider sind beide Modelle, so wie sie da stehen, vorbildfrei. Die Kabinenform mit den „platten“ Türen ist irgendwas, aber halt kein Magirus-Vorbild, während die Magirus-Aufbauten durchaus stimmig getroffen sind. Man unterscheide hier indes den Fahrgestell-Hersteller Magirus-Deutz und den Feuerwehr-Aufbauhersteller Magirus! Denn natürlich haben auch andere Aufbauhersteller Feuerwehrwagen auf Magirus-Deutz-Fahrgestellen gebaut. So auch Bachert, wie dieses schon im ersten Beitrag verlinkte Vorbildfahrzeug zeigt – und dessen Kabinenform paßt wirklich erstaunlich gut zum Wiking-Modell. Also müssen* aus den Wiking-„Mischlingen“ echte Bachert-Modelle werden.
Und Glückes Geschick, tirili – einen Bachert-LF 16-Aufbau gibt es ebenfalls zu kaufen, noch zumindest: der des Heico-Mercedes-Benz-„Pullman“ paßt perfekt zu dem, was auf dem Vorbildfoto des Magirus-Deutz/Bachert-LF zu sehen ist. Restbestände der Heico-Pullman-Modelle gibt es derzeit noch bei Modellbahn Union zu wirklichen Spottpreisen zu erstehen, sowohl die Version mit Klapptüren als auch die mit Rolläden. Nur noch als TLF zwar, aber das macht nichts, wie wir noch sehen werden.

Was liegt also näher, als den Heico-Geräteaufbau auf das Wiking-Modell zu setzen? Genau: Nichts. Sogar Aufbaulänge/Achsstand passen einigermaßen, ich mußte nur die beiden Wände an der „Stoßkante“ dünnerfeilen und am Aufbau-Unterteil ein bißchen herumimprovisieren. Aber dann paßt es m.E. wirklich hübsch zusammen:

Die Dachausstattung ist noch nicht endgültig, und auch Zierleisten und Türgriffe werden vor der Neulackierung ein bißchen nach unten versetzt werden, um das Modell optisch seinem Vorbild noch etwas näher zu bringen. Aber auch wenn man den Aufwand scheut, kann man in unter einer Stunde einen gelungenen Feuerwehrwagen zusammenkomponieren, den nicht jeder hat und der zumindest schon mal näher an einem konkreten Vorbild ist als das Wiking-Modell.

Dringend ersatzbedürftig ist allerdings die gigantische Schlauchhaspel des Wiking-Modells. Mag schon sein, daß die ein Vorbild hat, aber am Bachert-Aufbau blockiert sie die Klapptrittstufen zum Dach, das geht gar nicht. Eine kompaktere Haspel wird sich aber sicherlich finden, dann reiche ich ein Vergleichsfoto nach.
Und was ist mit dem TLF? Nun, da habe ich zugegebenermaßen kein Magirus-Deutz/Bachert-Vorbild gefunden. Aber da einerseits die Kabinenform von LF und TLF sich beim selben Aufbauhersteller meist nicht unterscheidet außer halt in der Länge (weil LF damals Gruppenkabinen für 9 Feuerwehrleute hatten, TLF hingegen Staffelkabinen für nur 6 Mann), und andererseits die Bachert-Aufbauten für LF und TLF beim Pullman äußerlich baugleich sind, ist es kein so großer Schritt, daraus zu folgern, daß ein Magirus-Deutz/Bachert-TLF 16 der späten 50er Jahre ungefähr so ausgesehen haben müßte:

Und das fällt erholsamerweise auch wie von selbst so zusammen. Kein Gefeile, kein Geschnitze, einfach Wiking-Aufbau und -Kotflügelteil abzupfen und durch die Heico-Baugruppen ersetzen. Das zu den Zierleisten und Türgriffen Gesagte gilt freilich auch hier.
Nun mag man einwenden, daß die Bachert-Pullman-TLF doch auch die gleiche Kabine hatten wie die LF. Keine Ahnung, warum das so war – Rationalisierung in der Herstellung vielleicht? Oder war das nächstkürzere Pullman-Fahrgestell schlicht zu kurz für ein Staffel-TLF? Jedenfalls hat Bachert das bei Haubenwagen nicht so gehandhabt, zumindest sind im entsprechenden Beitrag der Serie „Die Haubenwagen der Nachkriegszeit“ mehrere Bachert-Hauber-TLF auf Mercedes-Benz-Fahrgestellen zu finden, die im Prinzip genauso aussehen wie mein Magirus-Deutz-Modell.

Und wenn es solche Autos doch nicht gab oder sie anders aussahen? Dann sind meine Allenstedter Magirus-Deutz/Bachert-TLF 16 eben Sonderbestellungen, damit kann ich leben. Die ganze Stadt ist fiktiv, dann dürfen auch die Tanklöschfahrzeuge fiktiv sein :-) Moment – Plural? Ja, da kommen später auch noch Eckhauber der 60er Jahre, aber das wird etwas mehr Aufwand, als in diesen Beitrag paßt.

Jedenfalls gefallen mir meine beiden Magirus-Deutz/Bachert-Rundhauber schon mal ausgesprochen gut, obwohl noch vernünftige Kühlergrills, ein paar Details und die Umlackierung ins Allenstedter Rubinrot fehlen. Und nein, die dazu passende Wiking-DL 25 wird sich nicht dazugesellen, zumindest nicht mit einer „Bachert-Kabine“ und auch nicht mit Wikings klobigem Leiterpark. Da finde ich die leider schon seit Ewigkeiten nicht mehr lieferbare Preiser-DL 30 eh stimmiger für die Großstadt – und das Modell ist der Wiking-Drehleiter ohnehin haushoch überlegen, obwohl es locker 30 Jahre älter ist. Das gilt natürlich ebenso für die Magirus-LF und -TLF, die Preiser damals ja auch gemacht hat, aber zumindest das LF ist heutzutage ja unbezahlbar und war, ebenso wie die DL, auch damals nicht als Rundhauber erhältlich – meine angefangenen Umbauten von 2010 muß ich auch mal wiederfinden.

Wie dem auch sei: korrekte Magirus-Rundhauber-Löschfahrzeuge sind jedenfalls immer noch ein ziemlicher Aufwand, bastlerisch wie finanziell. Deswegen finde ich es auch immer noch gut, daß Wiking da mit Neukonstruktionen eingesprungen ist – schade, daß sie sich bei der eigentlich ja wohl doch „gemeinten“ Magirus-Kabine in der Form verhauen haben, klar, und auch eine angespritzte Aufstiegsleiter hinten am LF ist für eine Formneuheit eigentlich ein ziemliches Armutszeugnis, aber wie heißt es so schön? „Das ist kein Fehler, das ist ein Gestaltungsanlaß!“ ;-) Und so kommen am Ende ja sogar Modelle raus, deren Vorbilder man so gar nicht auf dem Schirm hatte und die eine schöne Abwechslung zum preiserschen „Magirus-Einerlei“ bieten. Ist doch prima!
Weniger glücklich bin ich allerdings mit dem Wiking-Eckhauber. Der ist einfach nicht eckig genug! Mehr zu diesem Thema habe ich in den nächsten Beitrag ausgelagert, der hier ist eh schon wieder zu lang geworden. Ausführliches Gegreine über Wiking (und Brekina) gibt es dann also die Tage – bis dahin viel Spaß beim Feuerwehrfrokeln!
*Fußnote: Wohlgemerkt – „müssen“ ist hier nicht allzu kategorisch zu verstehen. Die Wiking-Modelle sind auch so, wie sie sind, hübsche Feuerwehrwagen und können m.E. auch mit neuen Rädern und ggf. etwas Superung (Räder, Spiegel, Peilstangen, Dachbeladung, Martinshörner, freistehende Aufstiegsleiter am Heck des LF) auf die Anlage gestellt werden, ohne Augenkrebs zu verursachen. Mir ist völlig klar, daß das mit den großen roten Autos nicht alle so genau nehmen wie ich, und im Gegensatz zu gewissen Käfermodellen habe ich in diesem Fall auch kein Problem damit!
Nachtrag: Da eine Rückfrage zur Farbabweichung der Wiking- zu den Heico-Teilen kam, hier nochmal ein paar ungefilterte Bilder des LF in unterschiedlichen Beleuchtungen. Ich finde den Unterschied nur dann auffallend, wenn die Modelle in abgeschattetem Tageslicht stehen; bei Kunst- oder direktem Sonnenlicht sehe ich ihn kaum. Insgesamt halte ich ihn für erträglich, werde aber trotzdem lackieren, weil meine Allenstedter Fahrzeuge aus dieser Epoche ohnehin rubinrot sind bzw. werden.







Hinten: Brekina – Roco
Mitte: Brekina – Wiking/Heico
Vorn: Wiking/Preiser – Wiking/Heico
Alle Bilder dieses Beitrags können wie immer durch einen Blick aufs Bild in voller Auflösung betrachtet werden.
Hallo,
sehr interessant und aufschlußreich obwohl ich so viel an meinen Fahrzeugen nicht verändere sind es gute Anregungen. Da sie so
gut über Feuerwehr bescheid wissen können sie mir vielleicht beantworten wofür ein rechtwinkliges leiterfarbenes teil im Heico Zubehörtütchen verwendet wird.
Vielen Dank
Malte Mohr
Da die Heico-Modelle gerade verräumt sind, kann ich nur mutmaßen: der Haken von der Hakenleiter vielleicht?