Ja, normalerweise gehört mein Herz eher den Drehleitern des Konkurrenten Magirus – wenn auch eher wegen derer in meinen Augen hübscheren Trägerfahrzeuge –, aber wenn die geschätzte Modellfahrzeugindustrie derart feine Großserienmodelle liefert wie diese beiden Metz-Drehleitern hier, dann ist mir der Vorbildhersteller genauso egal wie gewisse unwesentliche *hust* Abweichungen zwischen meinem Epochen-Stichjahr und ihrem Vorbildbaujahr.
Vorn die flammneue Brekina-DLK 30 auf Mercedes-Benz L 1519 (Baujahr ab 1972), dahinter die 2016er DL 30 auf Mercedes-Benz LP 329 (oder LPKo 329, oder LP 338, die Experten sind sich da uneins; Baujahre 1959 bis 1964 je nach Vorbild). Zwei, um das Fazit vorwegzunehmen, wunderschöne Exoten auf Augenhöhe … wenn auch beide nicht ganz frei sind von ein paar wirklich kleinen Stirnrunzeligkeiten.
Eine davon ist die Breite des Heico-Modells, hier freilich perspektivisch noch etwas übertrieben. Da mir das genaue Vorbild nicht klar ist – manch Kritiker kam auch damals zum Schluß, Heico habe hier wohl mehrere Vorbilder gemischt –, enthalte ich mich diesbezüglich einer Wertung. Und daß der „Pullmann“-Frontlenker schön wuchtig rüberkommt, auch im Vergleich zu den Löschfahrzeugen desselben Herstellers, gefällt mir sogar ausgesprochen gut. Wohl dem, dessen Modellfeuerwehr komplett fiktiv ist! ;-)
Daß der Pullmann ziemlich exotisch ist, zumindest außerhalb Hamburgs, bedarf keiner weiteren Erklärung. Aber der Hauber? Ja, leider auch der – und wieder ist die Hochburg dieser Autos Hamburg, wo sie damals aber schon tagesleuchtrot lackiert waren. Es gab aber auch eine gute Handvoll normalrote bei diversen Feuerwehren, Schwerpunkt anscheinend Niedersachsen. Die Metz-„Standardleiter“ jener Zeit war auch ein Mercedes-Hauber, aber der leichtere L 1313 mit kleineren Rädern und ovalem Kühlergrill mit integrierten Scheinwerfern. Die Hamburger Leitern und auch zumindest einige der anderen auf dem 15-Tonner hatten eine Kraneinrichtung, die dem Modell leider fehlt, aber als 3D-Druck erhältlich ist.
Mir eigentlich auch egal, aber trotzdem ein Bild wert: Heicos Pullmann hat ausziehbare Stützen mit nach unten ausziehbaren Stützfüßen, die zwar etwas hakelig und labbrig sind, aber immerhin – bei Brekinas Hauber fällt, wenn man dran zieht, nur das Steckteil ab. Dieser Unterschied dürfte aber nur Spielkinder und Einsatzdioramenbauer wirklich interessieren.
Die Brekina-Leiter ist aber schwer genug, um vorbildwidrig auch stützenlos mit ausgefahrener Leiter nicht umzufallen. Allerdings sieht das untere Ende der ausgefahrenen Brekina-Leiter etwas … unwegsam aus. Das liegt aber daran, daß das Vorbild hier eine herunterklappbare Platte mit Stufen hat – bei Brekina nicht beweglich, aber immerhin graviert! Die zusätzliche Einschubleiter zum Überwinden der ersten knapp zwei Meter, wie sie das ältere Heico-Vorbild wohl noch gehabt haben dürfte, fehlt dort allerdings.
Schick: beide Haspeln, offenkundig verschiedenen Vorbilds. Bei Brekina ist sogar der erste Schlauchstutzen angedeutet und die Schläuche vorbildentsprechend flach; dafür sind sie bei Heico nicht glänzend-rot. Handlungsbedarf gibt’s also bei beiden.
Das gilt auch für die Leiterstühle mit ziemlich deutlicher Trennfuge der Hälften. Brekinas zwei Hubzylinder sind korrekt, bei Heicos einem streiten die Gelehrten; dafür ist der auch unten befestigt und echt teleskopierbar, bei Brekina ist das untere Ende lose, was freilich nicht auffällt, wenn man die Leiter nicht gerade bewegt. Heico liefert ein loses Ersatzrad mit, bei Brekina fehlt es komplett.
Brekinas Leiterstütze ist deutlich filigraner ausgefallen als die von Heico. Daß das mein Hauptkritikpunkt an der Optik der Heico-Drehleiter ist, zeigt aber auch schon, auf welch hohem Niveau ich hier vor mich hinmäkele. Der Hauptkritikpunkt an der Brekina-Leiter ist auch im Bild: die wirklich nicht besonders klaren und m.E. auch ein klein bißchen zu flachen „Butzenfenster“, durch die man aber immerhin kaum erkennt, daß es im hinteren Kabinenteil skurrilerweise keine Sitzbank, sondern eine Schlafliege (!) hat …
Im Makro von schräg oben zeigt sich nochmal die etwas massive Leiterstütze von Heico (links). Die Leiter selber, also der Leiterpark, ist bei Brekina sogar noch ein bißchen filigraner geworden als bei Heico; farblich sind allerdings beide Leiterparks daneben: Brekina seiner wirkt zu dunkel, gerade auch im Vergleich zum Korb und zur blanken Krähenfußblech-Imitation des Aufbaus, während der Heico-Leiterpark zu hell und fast ein wenig transluzent wirkt. Ich werde wohl beide – unter Verzicht auf die Spielfunktion – lackieren.
In anderen Besprechungen des Brekina-Modells ein Hauptkritikpunkt ist Brekinas Leiterkorb (die Heico-Leiter hat vorbildentsprechend keinen), der aus transluzentem Kunststoff gefertigt und schablonenlackiert (oder -bedruckt?) ist. Ich finde das aber gar nicht so schlecht — hier im Makro ist es ein bißchen seltsam, aber wenn der Korb so unter der Leiter hängt in Fahrstellung, fällt das mit bloßem Auge kaum auf, weniger jedenfalls als ein grobes Kunststoffgitter oder gar opak-silberne Seiten. Wer mag, kann hier natürlich mit superfeinen Ätzgittern aufrüsten; ich bin mir dessen noch ein wenig unschlüssig. Mehr Detailbilder vom Korb gibt’s unten in den Kommentaren.
Noch ein Brekina-only-Teil ist die Winde unter der Leiter, nötig für die eingangs erwähnte Kraneinrichtung. Nett, daß sie immerhin daran gedacht haben; mit ein bißchen Entgraten und ein paar Pinselstrichen sollte die auch gut genug aussehen. Beim Kasten vor der Winde handelt es sich um die Anzeige der Leiterhöhe und -ausladung, wie ich blinde Nuß auch selber hätte bemerken können, wäre mir die Bedruckung derselben überhaupt aufgefallen – dankenswerterweise gab mir ein Leser den entscheidenden Tip, hier nochmal genauer hinzusehen:
Was soll ich sagen? Vielleicht dies: „Meine Beine sind grau, meine Ohren sind leer, meine Augen sind alt und gebeugt.“ Mea culpa.
Noch eine Detailaufnahme von hinten. Heicos runde Rückleuchten mit Chromring und farblich abgesetztem Blinker sind mit das Feinste, was ich in der Richtung je gesehen habe; Brekina fällt da, auch vorbildbedingt, trotz Blinkerbedruckung ein bißchen ab, punket aber mit sauber gravierten und gesilberten Aufstiegs-Klapptritten.
Der Vollständigkeit halber noch eine Ansicht von schräg hinten, auf der der Korb leider falschherum unter der Brekina-Leiter montiert ist – für diesen kleinen Fehler bitte ich ebenso um Vergebung wie für die noch nicht montierten Außenspiegel ;-)
Das Fazit hatte ich ja schon vorweggenommen, es sei hier aber nochmal betont: Die Kritikpunkte sind absolut lächerliche Kleinigkeiten, verglichen mit dem Positiven beider Modelle. Es sind auch keine Konkurrenzprodukte – wegen der verschiedenen Vorbilder und wegen Heicos bedauerlichem, hoffentlich nicht endgültigen Rückzug vom Markt. Und erstaunlicherweise passen sie auch sehr gut zusammen, obwohl Brekinas Leiter lackiert ist und Heico seine aus rot durchgefärbtem Kunststoff besteht. Die leichten Farbabweichungen auf einigen der Fotos stören zumindest mich mit bloßem Auge kein bißchen.
Kurz: Vielleicht ein gaanz leichter Vorteil für Brekina …
… aber hier stehen sich zwei Spitzenmodelle auf Augenhöhe gegenüber!
Nachtrag: Hier geht’s zum ausführlicheren Modellbericht über die Brekina-Drehleiter und hier zum ebensolchen über den Heico-Löschzug, beide bei Mo87 und von Tobias Voss. Und vielen Dank an alle, die mir Feuerwehr-Laien in Foren und Kommentaren aufgezeigt haben, was ich alles falsch oder gar nicht erkannt habe!
Hallo, Ermel!
Was heißt hier “…auch zu erkennen ist, daß sich der Korb sehr wohl auch richtigherum unter der Brekina-Leiter montieren läßt”? Der Korbboden gehört immer nach vorne, s.h. die Lagerung ist – entgegen Deiner Befürchtungen – bis auf das vorletzte Bild völlig korrekt! ;-)
Gruß, Jürgen
Diesen Fehler zumindest kann ich dankend an Brekina weiterreichen, die es ergo in ihrem Messeneuheitenprospekt auch falsch gemacht haben. Vielen Dank aber für die Belehrung, den Fehler habe ich im Artikel korrigiert!
Liebe Grüße, Ermel.
Ist der Korb wirklich bedruckt bzw. schablonenlackiert? Oder hat hier Brekina nicht vielleicht sogar die Zweikomponenten-Spritztechnik wieder aus der Trickkiste geholt, mit der sie in den 90ern die von der Karosserie nicht trennbare Verglasung diverser Fahrzeugmodelle realisiert haben?
Getreu dem Motto „Destroying Stuff in the Name of Science“: Ja, der Korb besteht zwar aus zwei ineinandergesteckten Teilen …
…, behufs des Zwecks der Darstellung der Bedienungselemente im Korb:
Der eigentliche Korb ist aber tatsächlich aus klarem, leicht mattiertem Kunststoff, silbern bedruckt oder lackiert. Hier habe ich die Silberung von der rechten und der oberen Strebe demonstrationshalber abgeschabt:
Gern geschehen.
Liebe Grüße, Ermel.
Vielen Dank. :^)