Da muß ich wohl mal wieder Abbitte leisten. Der Büssing 8000, der gute alte Veteran aus dem Hause Wiking, kam mir immer vor wie ein viel zu kümmerlich geratenes Spielzeugauto. Alte Wiking-Laster sind 1:90, so “weiß” man ja. Stimmt ja auch — meistens.
Beim 8000 stimmt es aber nicht. Der Vergleich mit Vorbildfotos und -Maßen sowie mit dem Brekina-Modell ergibt zwar ein paar Abweichungen, aber wie man sehen wird, keine dramatischen:
- Die Motorhaube ist ein bißchen kürzer.
- Die Kabine ist hinten ein bißchen schmaler.
- Die Räder, und in der Folge auch die Kotflügel, sind deutlich kleiner.
- Die Breite über alles ist deutlich geringer.
- Der Radstand und die Länge ist deutlich geringer.
Das klingt zugegebenermaßen jetzt nicht sooo toll. Aber wenn man dann noch weiß (oder wie ich neulich gelernt hat), daß es zwei verschiedene Büssing-8000-Serien gab, daß Wiking die ältere und Brekina die neuere nachgebaut hat, und daß die ältere tatsächlich eine etwas kürzere Motorhaube hatte — dann reift schnell der Entschluß, daß man aus dem Wiking-Modell was bauen muß.
Und zwar am besten keinen Fernlaster. Denn die hatten erstens auch damals schon meist Schlafkabinen, wie sie Brekina nachgebaut hat, und zweitens fällt gegen den wuchtigen Pritsche/Plane- oder gar Kofferaufbau die hinten zu schmale Wiking-Kabine nur unnötig ins Auge. Also lieber Sonderaufbauten — einen Kran könnt ich mir vorstellen, einen Muldenkipper, eine Flachpritsche oder wie bei meinem ersten Umbau einen ganz normalen Pritschenkipper.
Mehr durch Zufall fand sich ein sehr brauchbares und richtig preiswertes Spenderfahrgestell: das der Mercedes-NG-Drehleiter von Herpa. Davon liegen diverse als Leiterparkspender in der Bastelkiste. Das Schöne an diesem Fahrgestell ist, daß es schon passend voluminöse vordere Kotflügel mitbringt und auch genau den richtigen Radstand für einen Büssing-8000-Kipper hat.
Der nächste Schritt ist klar: Wir säbeln vom Herpa-Chassis alles weg, was nicht nach Büssing aussieht oder der Wiking-Kabine im Weg ist, und kleben dann alles, was fehlt, wieder dran, nachdem wir es aus dem Wiking-Chassis geschnitten haben. Leichte Formkompromisse habe ich dabei in Kauf genommen — das sieht am fertigen Modell eh keiner mehr.
Besonders praktisch ist, daß man bei überlegter Vorgehensweise die Klipsverbindungen der Wiking-Kabine auch am Umbaumodell behalten kann — das erleichtert die diversen Paßproben beträchtlich und wird bei der Endmontage auch der Stabilität dienlich sein.
Die Kippbrücke hat bei meinem ersten Modell ebenfalls ein Wiking-Laster gespendet, nämlich der Mercedes L 6600 Kipper. Zwischen den von unten auf einheitliche Höhe gekappten Hilfsrahmen und das Fahrgestell habe ich Evergreen-I-Profile geklebt, damit die Fuhre ordentlich hoch wird. Den hinteren Querträger mit den Rückleuchten habe ich vom Hilfsrahmen abgetrennt und hinten an den entsprechend gekürzten Chassisrahmen geklebt. Die Hängerkupplung ist von Herpa, der (verschmälerte) Pritschenaufsatz von Kibri.
Das bis auf Lack, Detailarbeiten und Endmontage fertige Fahrzeug wirkt schon deutlich wuchtiger als das Wiking-Ausgangsmodell:
Und auch neben einem maßstäblichen Büssing-8000-Fernverkehrslaster von Brekina kann sich das Modell durchaus sehen lassen, finde ich.
Was bleibt zu tun? Nicht mehr viel. Scheibenwischer und Spiegel natürlich, höhere und feinere Peilstangen, verspiegelte und verglaste Scheinwerfer, Kennzeichen — und eine große Kelle Alterung.
Vielleicht spende ich auch noch schönere Felgen; die derzeit montierten stammen vom Märklin-Metallmodell des Büssing-NAG 650. Die wuchtigen, aber schön gravierten Gummireifen von Märklin gefallen mir allerdings ausgesprochen gut, mal sehen ob man da schönere Felgen reingefummelt kriegt. Farblich wird dieser Kipper übrigens hellgrau mit schwarzem Chassis.
Und der nächste wird dann eine Kombination aus Wiking-Kabine und Brekina-Haube, natürlich wieder auf Herpa-NG-Chassis — denn die Wiking-Haube findet sich dann ja mit Kabine und Chassis des Brekina-Haubenspenders nahezu von selbst zu einem Fernlaster mit alter Haube zusammen, wie schön.
“Ja klar ist der Büssing 8000 von Wiking nicht 1:90, das ist ja ne Neukonstruktion aus den 80ern.”
Diesen Einwand ahne ich bereits voraus und möchte ihm daher noch ein paar Vergleichsbilder entgegenhalten. Sie zeigen neben dem blauen, schon oben gezeigten Modell aus den aktuellen Formen das nur kurzzeitig erhältlich gewesene erste “Veteranen-Modell” des 8000, für das Mitte der 1970er Jahre die alte Form aus den 1950ern reaktiviert worden war und das dann wenige Jahre später dem aktuellen weichen mußte.
Überraschung! Die Dinger sind so gut wie gleich groß. Auch der Radstand stimmt überein, und die Pritsche ist sogar beim alten Modell minimal länger — denn sie ist mit der Kabine zusammengespritzt. Was indes auffällt, ist die völlig andere Kabinenform:
Der alte Büssing sieht auch kabinenformtechnisch deutlich älter aus als der neue, besonders die Form der Windschutzscheiben erinnert an die Kabine des 4500 in der Version bis etwa 1952. Ein Vorbild hat das Modell in dieser Form allerdings nicht: für die alte Kabine des 7000, die es auf dem 8000 auch weiterhin gab, ist die Wiking-Kabine hinten zu breit und dürfte auch keine schrägstehenden A-Säulen haben. Und auch die Form der Haube paßt nicht für Schwerlastwagen, also 650, 7000 oder 8000.
Was also daraus stricken? Meine Idee ist derzeit, einen mittelschweren Wagen mit der neuen Kabine ab 1952 daraus zu schnitzen — wegen der nach hinten breiter werdenden Haube wird es wohl beim ersten Versuch ein 7500 werden. Das wird allerdings eine größere Operation; mehr darüber dann demnächst in diesem Theater!