Die Freude war groß vor Jahren, als Liliput den BTms 55 ankündigte. Immerhin ist dieser vierständige Behältertragwagen der mit Abstand häufigste Wagen für pa-Behälter bei der DB gewesen, und es gab als Modell davon nur eine Fleischmann-Nachbildung aus den 60er Jahren in 1:85, einen sündteuren Ätzbausatz von Krüger und eine maßlich kompromißbehaftete Umbauanleitung mit dem Roco-BTs 50 als Basismodell.
Statt des Modells gab es nach zwei Jahren erstmal eine derart saftige Preiserhöhung, daß zunächst gemutmaßt wurde, es werde sich dann wohl um Doppelpacks handeln müssen. Dem war und ist aber nicht so, und so rauschte der Wagen ein zweites Mal durch den Blätterwald.
Dieser Tage nun also ein euphorischer Testbericht (Link zum PDF bei Liliput.de) in der Miba, dicht gefolgt von der Auslieferung und einem vernichtenden Verriß der Modellqualitäten bei DSO. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Mitte: für den einst bei Ankündigung angepeilten Preis hätte sich über dieses Modell vermutlich genausowenig einer aufgeregt wie über den SSlm 25 aus gleichem Hause. Liliput halt — die Zeiten, als das für Supermodelle stand, sind ja nun schon was länger her.
Es ist nur die Diskrepanz von gefordertem Preis (und der zu dessen Rechtfertigung verbreiteten Vorschußselbstbeweihräucherung) und gelieferter Qualität einerseits, und die Diskrepanz zwischen Miba-Lob und DSO-Kritik andererseits, die dieses Modell zu einem derartigen Aufreger macht. Ich hab mich da auch ein bißchen beteiligt, aber seit gestern ist mir das Modell egal.
Denn Epoche 3a hat ausnahmsweise mal einen finanziellen Vorteil: Das Ding ist zu modern.
Ja, okay, einen der Wagen hätte man 1955 vielleicht haben können. Aber können ist nicht müssen — “seinerzeit zu meiner Zeit” war das eine Splittergattung. Zudem hat Liliput zwar lobenswerterweise überwiegend noch nicht im Modell vorhandene Behälterbauarten nachgebildet, aber (demzufolge) ebenfalls für mich zu moderne. Die Kastenbehälter mit Plattenwänden, die großvolumigeren Schüttgutbehälter und die offenen mit der Seitenklappe: Alles mindestens aus den 60ern. Und Bierbehälter hab ich bis jetzt nicht mal von GFN (wär aber mal ne Idee eigentlich, sowas zu beschaffen).
Bei den offenen Behältern hab ich mich leider geirrt: Liliput hat die ältere Bauform mit Seitenklappe (Eoskrt 021), Märklin die modernere ohne (Eoskrt 022). Schade eigentlich. Mal kucken, eigentlich sollte sich das recht einfach umfrokeln lassen.
Und so lehne ich mich entspannt zurück, lese zum Spaß die Kleinkriege bei DSO und werde mal bei Ebay ein wenig mehr nach Roco-BTs 50, Fleischmann-Rmms/BTms 33 und Märklin-BT 10 kucken –letzterer freilich nur als Spenderwagen für offene Behälter, der Wagen selber ist ja nur als Fahrwerksspender für Gr 20 (Kassel), Om 21 (Königsberg) und Konsorten zu gebrauchen. Und selbst die wohl teuerste Möglichkeit für einen Ep3a-BT — ein GFN-Wagen beladen mit den Behältern von zwei (bzw. eineindrittel) geschlachteten Märklin-Wagen — ist immer noch viel viel billiger als ein Liliput-Wagen. Und im Modell nicht so viel schlechter.
Die Epoche-3b-bis-4a-Bahner unter Euch haben aber mein vollstes Mitgefühl. Man hätte den gelieferten BTms zum ursprünglichen Preis gern genommen, und man hätte den nun geforderten Preis für einen perfekten BTms auch vielleicht zähneknirschend rechtfertigen können … schon ne blöde Zwickmühle, in der Ihr da jetzt steckt.
Update: Und ein Update gibt es aus diesem “schönen” Anlaß auch noch. Auf Modellbahnfrokler. Doch! Ehrlich! Wo ich es doch sage! Bitteschön: Die Übersicht der pa-Behälter nebst Modellen in H0. Es hat eben alles auch sein Gutes. ;-)