Exact Train: Reden wir mal nicht über Geld

Etwas zu früh hatte ich die diesjährigen Messeneuheiten als für mich uninteressant abgehakt, denn dann kam Exact Train mit der Ankündigung von gleich je nach Zählweise vier bis drölf formneuen Güterwagen, von denen die meisten nicht nur meine Neuheitenwunschlisten seit langem zieren und die ich alle gut gebrauchen könnte.  Zu den bereits bekannten bzw. bekanntermaßen angekündigten Offs 55, Otmm 52 und Gms Oppeln (Gms 30) gesellen sich laut Broschüre: Omm Klagenfurt und Duisburg (Omm 34, 37 und 29), Linz (Omm 32), Villach (Omm 33) und Gm/Gms Bremen der tschechischen Bauart (Gm/Gms 39).

Ansich doch ein Anlaß zur Freude?  Nein, eigentlich wäre das ein Anlaß zur Begeisterung.

Wenn ich nicht schon einen Exact-Train-Offs 55 hätte.  Denn der, so muß ich leider sagen, überzeugt mich so ziemlich gar nicht.

Optisch ist er auf den ersten Blick nicht soo schlecht (sonst hätte ich ja keinen gekauft), aber sowohl die Verarbeitungsqualität (besonders im Bereich Lackierung des Fahrwerks und Montage der Geländer) als auch und vor allem die Konstruktion des Gelenks über der Mittelachse sind für den Preis indiskutabel.  Mehr dazu ein andermal, wenn ich mich mal mit der Verbesserung des letzteren befaßt habe.

Ja.  Und nun kommen die also und kündigen zu recht selbstbewußten Kursen von über 30 (für die Omm) bis über 40 Euro (für die Gms) echte Habenwoll-, nein, eigentlich Habenmuß-Modelle an: Massenwagen nämlich, die in jedem Zug vorkamen damals.  Gut, über Preise soll ich nicht meckern, sagen meine Leser, also ignoriere ich mal die Tatsache, daß ich die paar hundert Euro nicht habe, die ich bräuchte, um meinen Bestand an Frokelvorrats-Oppeln, -Klagenfurt und -Duisburg durch Exact-Train-Modelle zu ersetzen (auch wenn ich nicht glaube, daß ich da ein Einzelschicksal bin), und konzentriere mich auf die Qualität.

Und da bin ich nicht überzeugt davon, daß man da dann so viel weniger dran zu frokeln hätte. Der Offs und auch der (mir nur von Bildern bekannte) Otmm zeigen jedenfalls deutlichen Handlungsbedarf.   Okay, an Omm und Gms gibt es kein Mittelgelenk zu fehlkonstruieren und deutlich weniger Griffstangen schief anzusetzen — aber wenn ich mir die klobigen Rangierertritte, schiefen Bremsbacken, mit sichtbaren Kleberbatzen in zu große Löcher schief eingeklebten Griffstangen und sichtbaren Grate an den Schiebetürlaufschienen der Oppeln- und Nordhausen-Handmuster so ansehe, stimmt mich das nicht gerade optimistisch.  (“Aber das sind doch Handmuster!”, werden jetzt manche von Euch sagen.  Ja — aber wenn ich ein Handmuster baue, um es mit dem Slogan von der “Spur-0-Qualität” groß in Prospekten abzubilden, dann baue ich es doch erst recht sorgfältig zusammen!)

Für den Preis müssen die Modelle mindestens perfekt sein, das war mein Credo, als Brawa mit superdetaillierten Güterwagen älterer Vorbilder anfing.  Brawa seine sind es dann auch geworden, zumindest annähernd; entsprechend finden sich davon inzwischen auch einige in meinen Beständen, trotz meines ständigen Gemeckers über ihre Preise.  (Konsequenz war noch nie meine Stärke.)  Am gleichen Maß wird sich auch Exact-Train messen lassen müssen.

Denn zusammengepfuschte Modelle dieser Vorbilder kann ich auch aus den alten Roco-Duisburg, Klein-Modellbahn-Klagenfurt und -Oppeln und Liliput-Linz und -Villach bauen.  Vielleicht mit etwas mehr Aufwand, aber sicher auch mit mehr Spaß daran — denn wie ich schon beim Gm 39 schrieb: “Irgendwie macht das Verbessern so alter Modelle viel mehr Laune als bei neuen. Denn zum einen kann man nicht viel an Werten zerstören, wenn mal was danebengeht; zum zweiten sind die alten Dinger gröber gemacht, also kann man auch selber mal gröber werden und etwas mehr pfuschen, ohne daß es gleich auffällt; und zum dritten sieht man immer gleich eine gigantische Verbesserung gegenüber vorher.” Hinzu kommt, daß es zumindest mir mehr Spaß macht, altersbedingte Fehler an Modellen aus meiner Jugend zu korrigieren als (Konstruktions- oder Montage-)Pfusch an Modellen von heute.

Und außerdem spart es Geld.  Auch wenn ich darüber nicht reden soll.  ;-)

One Reply to “Exact Train: Reden wir mal nicht über Geld”

  1. Für den Namen Exact-Train hätte ich mir bei den erstandenen Modellen auch mehr erhofft. Otmm 52, Nordhausen Militärwagen, kann sein, dass mir mein Autotransportwagen von ihnen gefällt, habe aber keine Lust nachzusehen, da Firmen Kundenwünsche auch nicht mehr so sonderlich jucken. Ich meine aber, dass der eher okay ist, vielleicht auch nur, weil es da gerade kaum Konkurrenz gibt.
    Letztens wollte ich einen Modellbahnladen in Hamburg unterstützen, aber der Wagon von Exact-Train strauchelte beim Fahren, selbst auf einer Holzplatte – es lag also nicht an verzogenen Schienen. Schade für den Laden.

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